7 Tage | 7 Etappen die nur 5 1/2 waren

Das war die Tour Transalp 2017. Wir haben hier noch einmal Wolfgang und Mikes Gedanken zusammengefasst und zum Abschluss gebracht. Viel Freude beim Lesen … oder besser noch beim Nachmachen. In 2018.

Auf Tour bei der Tour Transalp
Die Zeit nimmt keine Rücksicht auf Befindlichkeiten oder äußere Einflüsse. Wenn der Startschuss fällt, gibt es auch kein Zurück. Unser »Präsi« Wolfgang Rinn absolviert in diesen Stunden und Tagen zusammen mit Mike Pommerening als Team RV Kleinlinden (Team delta-bike.de) die Tour Transalp, das härteste Etappenrennen Europas. Nach monatelanger Vorbereitung mit viel Schweiß, Rückschlägen, neuen Erkenntnissen und freudigen Erlebnissen sowie tatkräftiger Unterstützung stehen Wolfgang und Mike mitten im Abenteuer und haben am heutigen Dienstag mit dem Stilfser Joch einen der zahlreichen Höhepunkte der Tour Transalp hinter sich gelassen. Wolfgang hat uns Eindrücke zukommen lassen, die wir an dieser Stelle transportieren und aktualisieren. Viel Freude dabei:

Tag -2, der 23. Juni 2017
»Wir sind angekommen und liegen faul auf unserem Zimmer. Es juckt in den Beinen, mich juckt es im rechten Bein sprichwörtlich auch. Gestern sticht mir eine Wespe in den rechten Oberschenkel, nahe der Leiste. Es tut weh, es juckt wie die Sau und es ist brutal geschwollen. Ich kühle, ich schmiere, ich hoffe, es ist bis Sonntag besser. Besser ist auch das Wetter als prognostiziert. Es wird sich deutlich abkühlen, zum Glück, mit dem Gedanken bei über 30 Grad Clesius hätte ich mich nach wie vor schwer getan. Wir freuen uns auf Morgen, nach dem Frühstück geht ab zur Akkreditierung.«

Natürlich freuen sich Wolfgang und Mike auf sinkende Temperaturen, wer will schon stundenlang der erbarmungslos brennenden Sonne ausgesetzt sein? Aber ein Sturz der Temperatur wird sich auch mit einem kompletten Wetterumschwung verbinden. Sie wissen es noch nicht, zum Glück …

Tag -1, der 24. Juni 2017:
»Gut geschlafen, ausgeschlafen zum Frühstück. Die Vergabe der Massagetermine, die Ausgabe der Unterlagen zzgl. Tasche ging ruckzuck, um 12 Uhr sitzen wir zum Einrollen aufm Bike. Einmal zum Erdinger Sprungzentrum nach Oberstdorf, Selfie vor der Schanze und zurück. Im Fischen, zisch … Mikes Hinterrad ist platt. In Sonthofen zurück eine Kleinigkeit gegessen, nun kamen auch Henning und Bernd, die ebenfalls für das Team delta-bike.de am Start stehen werden. Um 18 treffen wir uns alle, nach der Umverladung von Ersatzteilen gehen wir zur Racebesprechung, Pastaparty und dann auch zeitig schlafen. Der Puls ist noch im grünen Bereich, die Spannung steigt nun ins Unermessliche.«

Nur gut, dass die beiden noch nicht wissen, was sie morgen erwarten wird. So können sie noch eine relativ ruhige Nacht verbringen. In wenigen Stunden geht es los. Das bislang größte Radsport-Abenteuer kann beginnen.

Tag 1, der 25. Juni 2017, 1. Etappe Sonthofen – Imst (136,15 km/2352 hm)
»Es geht los. Nach dem Aufstehen Blick aus dem Fenster, man könnte sich gerade wieder ablegen, so schüttet es. Das Warmfahren konnte ich noch im Trockenen genießen, da ich meine Runden in der Tiefgarage gedreht habe. Im Startblock eingereiht, ging es auch schon los. Die ersten zehn Kilometer neutralisiert, es wurde von Beginn an losgerast. Bis Kilometer 110 ein 32er Schnitt, ob uns der nach hinten noch raus wehtun wird? Ab Abzweig Hantenjoch elf Kilometer, die es in sich hatten. Zu Beginn gut 13 Prozent, danach flacher. Eine Kehre nach der anderen und schön hochprozentig. Ich habe Mike zwischendurch ziehen lassen, er war in seinem Rhythmus ca. 80 Meter vor mir. Cirka 300 Meter vor der Passhöhe waren wieder zusammen, um gemeinsam die Zeitmessung auf der Höhe zu überrollen. Die Abfahrt war neutralisiert, gut so. Im Ziel haben uns Dagi und Diana empfangen. Alles bereit, Refresher, Jacken, Handtücher, top machen sie es. Morgen soll es schöner werden, 75 Kilometer nur bergauf in unserem Tempo.«

Glücklicherweise bleiben bei Dauerregen Stürze aus, Wolfgang und Mike kommen nach 4:37 Stunden mit einem 26,33er Schnitt als 60. der Masterswertung ins Ziel. Mit Udo Bölts rangiert der ehemalige Jan-Ullrich-Edelhelfer auf Platz vier, Faris Al-Sultan, der Ex-Ironman-Hawaii-Sieger, auf Rang sieben. Das sind mal Hochkaräter bei einem Jedermann-Rennen.

Tag 2, der 27. Juni 2017, 2. Etappe Imst – Naturns (139,79 km/2611 hm)
»Die Sonne scheint. Was ein Glück. Die Viertelstunde vom Hotel zum Start konnten wir optimal zum Warmfahren nutzen. Dagi und Diana sind gleich nach Naturns aufgebrochen. Für heute hatten wir uns an den Anstiegen maximal 250 Watt als Limit gesetzt. An der ersten Verpflegung nur Pipi raus, Wasserflaschen vollmachen und weiter. Der Aufstieg zum Timmelsjoch, die Sonne war brutal. Mike und ich hatten schnell den Rhythmus gefunden, bis kurz vor Hochgurgl waren wir zusammen, dann nahm ich etwas raus. Die letzten vier Kilometer hinter der Mautstation, fürchterlicher Gegenwind, bis zur ersten Kehre war das viel Kopfsache. Am Timmelsjoch angekommen, nur aufgetankt, Weste an und runter gings, was für eine Mega-Abfahrt! Nur scheiße, ich hatte nach cirka fünf Kilometer einen Krampf. Stehengeblieben, was eingeworfen und weiter. Dann eine Gruppe mit rund 20 Mann erwischt. Zum Glück gibt es »Honks«, die immer vorne fahren wollen, um sich alle Körner rauszuschießen, so hatten wir auch auf den Flachstücken ordentlich Speed. Bei der Rampe hoch zu Dorf Tirol gingen vielen die Lampen aus, und so sind wir in einem kleinen Club die letzten 20 Kilometer bis Naturns grollt. Was für ein Tag mit phantastischen Eindrücken und wir haben im Klassement vier Plätze gutgemacht.«

In der Tat. In der Masterswertung liegen Wolfgang und Mike jetzt auf Rang 55, für die Strecke benötigten sie 5:09 Stunden mit einem Stundenmittel von 26,77. Jetzt gilt der Blick dem Stilfser Joch. Und es war am Anfang wieder nass, aber inzwischen sind die beiden im Ziel.

Tag 3, der 28. Juni 2017, 3. Etappe Naturns –Bormio (97,8 km/3025 hm)
Aktuell meldet der Liveticker 4:57 Stunden und Platz 48 bei den Masters. Das wäre eine weitere Verbesserung. Lassen wir sie erst zur Ruhe kommen … und jetzt darf Wolfgang wieder ran:

»Heute der erste richtige Knaller. Mit 96 km zwar kurz, mit 3000 Hm aber krawallig. Wir sind alle gut drauf und hatten in Naturns auf einem Hochplateau eine tolle Unterkunft mit traumhaftem Blick über das Vinschgau. Frühstück, technische Vorbereitungen, wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Dank unserer Mädels können wir uns voll aufs Radfahren konzentrieren.
Die ersten 20 km neutralisiert bis Schlanders. Wenn wir auch alle das Vinschgau kennen, die Vinschgauer Höhenstraße ist allen unbekannt. Da heißt, gleich mal von 800 auf 1800 Meter zu klettern, verteilt auf knappe zehn km. Die Neigung pendelt ständig zischen zehn und 13 Prozent.
Heute passierte es erstmals: wir haben uns verloren. Durch den Regen verlor ich beim Absetzen meine Brille, Mike hatte meinen Ruf nicht mehr richtig gehört. Stehengeblieben, aufgesammelt und wieder aufs Rad, jedoch bei dem heranrauschenden Feld nicht einfach. Oben angekommen, schneller Verpflegungsstopp und gleich weiter, Mike hatte etwa zwei Minuten auf mich gewartet. Es kam eine recht schwierige Abfahrt, dennoch haben wir es ordentlich krachen lassen. Die meisten unserer elf Plätze, die wir gutgemacht haben, sind unseren Abfahrten zuzuschreiben.
Immer bergab bis Prad, jetzt standen 24 km und 1820 Hm nonstop vor uns. Wir haben uns auf maximal 250 Watt verabredet, bis zur Verpflegungsstelle in Trafoi ist Mike seine Pace gefahren, ab da sind wir zusammen bis zur Passhöhe gefahren. Oben angekommen, vier Grad Celsius, Jacke an, Handschuhe an, 25 km Abfahrt bei Regen, Schnee, Graupel und Nebel. Die Sicht? Keine 50 m weit. Dennoch haben wir es krachen lassen. In Bormio haben uns die Mädels mit frischen Klamotten in Empfang genommen, Mega! Unsere Zeit unter fünf Stunden, richtig Mega. Morgen Königsetappe. Meine Beine gingen heute wie ein Uhrwerk. Mal schauen.«

Im Schnitt waren dies 19,68 km/h, Tagesplatz 48 und Rang 54 im Gesamtklassement der Masterswertung mit nun schon 14:43 Stunden. Es ist Mittwoch, 9.35 Uhr: Unsere Jungs sind schon wieder unterwegs. Auf der vierten Etappe, uns erreicht der Tour-Tweet: »Its raining cats and dogs at the start @ 4th stage #TOURTransalp @ Bormio Ride safe!« Was so viel heißt wie: verfluchtes Scheißwetter. Nach Livingo sind 134,91 km und 3479 Hm zu bewältigen. Viel Glück …

Rennabbruch, Infos per WhatsApp und Facebook: „Rennabbruch, nachdem man uns hoch zum Stelvio geschickt hat. Auf 2400 m haben sich echte Dramen abgespielt, eigentlich unverantwortlich, dass wir heute überhaupt gestartet sind.“ Ein Schuss in den Ofen. Der Umbrailpass, der noch auf dem Programm gestanden hätte, wurde am Vormittag gesperrt. „Wetter auf 2400 m: Knapp zwei Grad Celsius und Schneeregen.“ Das war’s dann für heute. Gute Erholung

Mittwochabend, Wolfgang meldet sich per Laptop aus seiner Unterkunft. Mit der Neuigkeit, dass die morgige Etappe abgeblasen wurde. Das hat es so in der Transalp-Geschichte noch nicht gegeben. Aber schauen wir erst noch einmal auf den ereignisreichen Mittwoch zurück, als Wolfgang und Mike nach etwas mehr als 30 km umkehrten.

Tag 4, der 29. Juli 2017, 4. Etappe Bormio – Livigno (Abbruch nach etwas mehr als 30 km):


„Was sich heute abspielte, hätten wir in unseren schlimmsten Träumen nicht erwartet. Bereits in der Nacht jagte ein Gewitter nach dem anderen über Bormio hinweg. Und es schüttete aus Kübeln. Pünktlich zur Aufstellung im Startblock B goss es ohne Ende. Wir suchten Zuflucht in einer Garage, um mit dem Startschuss einfach in den Block zu rollen.
Neben uns ein Mixed-Pärchen, ich dachte noch, ui, dieses zierliche Mädel in kurz-kurz, nur eine Regenjacke an und sonst nix dabei. Wir rollten nun hoch zum Stelvio (Stilfser Joch), mit gut 20 Km und 1300 hm nonstop vor Augen. Mit jedem Höhenmeter mehr wurde es immer schlimmer: Regen, Gewitter, schweinekalt, Nebel, Sicht unter 30 m.
Wir wollten bis oben mit 260 Watt den Berg fahren, die Beine machten tadellos mit. Auf einer Höhe von 2400 m angekommen, kommen uns die ersten Radler entgegen. Abbruch, die Abfahrt nach St. Leonard (Umbrailpass) ist zu. Wir kehren um.
Die ersten der zuvor 39 erklommenen Kehren, das war mehr als nur grenzwertig. Am Wegesrand stand die Rescue-Truppe und verteilte Wärmedecken, die waren für viele wie ein Lebensretter. Das zuvor beschrieben Mixed-Team kam, sie heulte, schrie vor Kälteschmerz und wurde sofort in den Sanitäterwagen eingeladen. Wenn der noch für weitere 20 Platz gehabt hätte, er wäre voll geworden.
Auch ich kam an meine Grenzen, wir waren zwar gut angezogen, bei den Wassermassen aber haben die Exhalit-Bremsen völlig versagt. Ich bin schneller hoch als runter gefahren.
Alle Teilnehmer fanden sich im Sportzentrum in Bormio ein. Eins muss man dem Veranstalter lassen, so zu reagieren, in Nullkommanix ein warmes Zelt, heiße Getränke und einen Transfer für 800 Leute aufzustellen, das war großartig.
Wir sind dann später mit unserem eigenen Shuttle nach Livigno gefahren. Abends bei der Pastaparty wurde verkündet: die Etappe am Donnerstag
fällt aus, wird erst gar nicht gestartet. Denn das Unwetter im Norden von Italien lässt nicht locker.
Eine weise Entscheidung, damit fiel nicht nur die Königsetappe ins Wasser, auch der legendäre Mortirolo fällt flach. Unser Coach hat uns dennoch geraten, morgen irgendwie mindestens zwei Stunden zu radeln, damit wir im Rhythmus bleiben. Unser Plan, Frühstück, Transfer nach Aprica über Bormio, dort kurzer Shoppingaufenthalt, später Rad fahren.
Freud und Leid liegen dicht beisamme. Wir hätten jedoch nicht gedacht, dass dies in Zusammenhang mit dem Wetter stehen würde. Erst drei Etappen bis jetzt, davon zwei bei absolutem Sauwetter, und morgen fällt die Zeitenjagd auch aus. Es wird vermutlich die kürzeste Transalp in der 15-jährigen Tourgeschichte.“

Der Donnerstag ist Geschichte. Allerdings gibt es keine Ergebnisse zu vermelden. Zwangsruhetag, aber lassen wir die Betroffenen selbst berichten:

Tag 5. der 30. Juli. Ruhetag, Transfer von Livigno nach Aprica
„Es ist schon komisch mit diesem Ruhetag beim härtesten Rennen über die Alpen. Aber die Entscheidung der Rennleitung war vernünftig. Nach dem Aufstehen in Livigno zeigte das Thermometer acht Grad. Nebel und auf den Gipfeln zeichnete sich wie Puderzucker eine leichte Schneedecke ab. Bei der Passüberfahrt der geplanten Streckenführung auf über 2200 hm wären es zwischen zwei und sechs Grad gewesen.
Alternativprogramm: Länger schlafen, gemütlich Frühstücken und den Genuss des zollfreien Einkaufs auszunutzen. Auch Tanken mussten wir noch, eine wahre Freude bei 83 Cent pro Liter. Auf dem Weg nach Aprica fuhren wir vorbei am Passo Mortirolo, der uns nun erspart geblieben ist.
Im Hotel angekommen, Räder ausgepackt, um ein wenig zu rollen. Die Ansage unseres Coaches: „Fahrt wenn möglich zwei Stunden, und wenn es geht, in den Berg, damit ihr im Rhythmus bleibt.“ Unsere Kletterrunde waren 28 km mit knappen 1000 hm.
Beim heutigen Briefing hieß es für morgen, für Freitag also: wenig bis kein Regen. Ich bin gespannt, während es gerade wieder in Strömen regnet. Und hätte die Transalp nicht schon genug Überraschungen parat, kommt die nächste beim Briefing die siebte und letzte Etappe ist komplett neu, da der Veranstalter für die geplante keine Genehmigung bekommen hatte.
Unser Stimmung ist nach wie vor sehr gut, lassen uns nicht unterkriegen – und für morgen heißt die Ansage: Vollgas. Alles, was die Beine hergeben. Neben einer längeren Kletterpartie mit 1300 hm nonstop liegt uns das restliche Profil recht gut. Wir geben alles!“

Tag 6, der 30. Juni 2017, 6. Etappe von Aprica nach Pieve di Ledro über 120,73 km und 2365 hm.

Unser neuestes Bild zeigt Wolfgang und Mike unmittelbar vor dem Start. Es scheint mal nicht zu schütten und zu regnen. Allerdings meldet der Liveticker für die Spitzengruppe, die den Passo Croce Domini schon passiert hat, auf einer Höhe von 1400 m Regen. Nicht schon wieder … dennoch oder erst recht gute Fahrt.
Update: Im Ziel nach 4:36 Minuten. Als 41. der Masterswertung. Was den beiden nun Platz 47. in der Masters-Gesamtwertung einbringt. Respekt.

»Die ganze Nacht hatte es, wie soll es anders sein, geschüttet, was der Himmel hergab. Mit dem Passo Croce Domini sowie Passo Ampola eine Etappe, auf die wir uns richtig freuten. Aus der Heimat kam die Botschaft unseres Coaches, »ab sofort Vollgas, ihr habt gute Beine und nix mehr zu verlieren«. In der Startaufstellung stieg allmählich nach zwei verkorksten Tagen endlich wieder der Puls. Bis km 40 neutralisiert und leicht bergab, ergab zu Beginn einen Schnitt, der weit über 40 lag. Ab Breno gab es dann gut 1500 hm zu erklimmen. Als Obergrenze haben wir uns 280Watt festgeschrieben, die Beine gingen wie die Wutz. Und in der Auffahrt, natürlich wieder Regen, Hagel, Nebel. Die Abfahrt sind wir mit der entsprechenden Vorsicht angegangen. Zum Ende hin kletterten wir weitere 400 hm am Passo Ampola, bevor wir mit einer schönen Abfahrt nach Pieve di Ledro belohnt wurden.

Uns wurde nichts geschenkt, wir sind Anschlag gefahren und kurz vorm Ziel gingen mir echt die Lichter aus. Aber wir haben richtig einen abgefackelt, mit Tagesplatz 27 in der Masterswertung und über elf Plätze im Gesamtranking gutgemacht, war das eine Fahrt, wo wir Gummi in den Asphalt gebrannt haben. Bernd und Henning waren heute auch wieder voll da und sind auf Angriff gefahren – über 40 Plätze sind sie im Gesamtranking aufgestiegen.“

Satement Mike:
Wie immer begann der Tag gegen 7Uhr. Nachdem es die ganze Nacht regnete und gewitterte, war es zum Frühstück zumindest am Himmel trocken. Am Start schien zum Teil schon die Sonne, zwar waren es trotzdem nur kühle 12Grad, doch man konnte erahnen, dass es später wärmer werden würde. Der neutralisierte Start führte uns verwinkelt durch Aprica, bevor es dann in die sehr lange Abfahrt ging. Da die
Straße teilweise noch nass war und es von oben auch wieder ein paar Tropfen gab, konnten wir vor dem fliegenden Start wieder jede Menge Plätze gut machen (andere Fahrer/innen standen häufig auf der Bremse). Danach hieß es dann mit knappen 45km/h im Schnitt in Richtung Breno zum Fuße des ersten und längsten Anstiegs hinauf zum Passo Croce Domini. Wir hatten die Vorgabe „alles was geht!“ und
setzten diese auch super um. Zum letzten Drittel des Anstiegs begann es dann ordentlich zu schütten, gut für uns, denn wir fuhren im Nassen schneller bergab, als die meisten unserer Konkurrenten. Wir schafften es auch dieses Mal wieder eine Gruppe zu bekommen, um dann mit sattem Tempo den Weg von Ponte Caffaro nach Storo einzuschlagen, wo uns die letzten Höhenmeter bevorstanden. Die Gruppe schlug ein
ordentliches Tempo an, sodass wir uns am Passo Ampola fast verloren hätten. Ich ließ mich zu Wolfi zurückfallen und dann gings im Team-Zeitfahrmodus die letzten Kilometer Richtung Pieve di Ledro.

 

 

Tag 7, der 1. Juli, 7. Etappe nach Arco über 100 km und 2100 hm:
So. Geschafft. Wolfgang und Mike sind im Ziel. Als 22. nach 3:47 Stunden in der Masterswertung. Ein hervorragendes Resultat. Damit schoben sich Wolfgang und Mike auf Rang 42 im Abschlussklassement nach 23:07 Stunden vor.

„Die neue Etappe wurde zwar von 124 auf 100 km verkürzt, dennoch ging es wie geplant 2100 hm aufi. Unsere Unterkunft, die von Ordensschwestern geleitet wurde, ein toller Ort.
Zum Finale war es endlich warm und die Sonne schien. Um 9 Uhr schon 18 Grad. Eins war klar, heute wird geballert, bis die Lunge auf dem Asphalt liegt. Die ersten 20 km der Etappe neutralisiert und wir haben es geschafft, weit nach vorne in unserem Block zu kommen. Nachdem das Rennen freigegeben wurde, haben wir es geschafft, bis in den A-Block vorzufahren. Von km 26 bis 37 hieß es klettern mit 310 Watt Dauerleistung, 700 hm. Am Boniparti auf 1168 m angekommen, nur Wasser in die Flasche und weiter. Die Abfahrt, hier wurde alles abverlangt, heute gab es sehr viele Stürze. Dank unseres Technikkurses bei Burkhard sind wir extrem flowig runtergerollt. Es folgte Welle über Welle, mal 100, mal 400 hm, alle recht Steil, so wie vor der Ortschaft Pradibondo, wo es einen Wadenbeißer von zwei km Länge mit 13-18 Prozent gab. So läpperten sich die heutigen 2100 hm auf gerade Mal 40 km zusammen.
Wir waren saugut drauf.

Die letzten 20 km bis Arco nur noch bergab, aber auch hier Vollgas. Und die Mühe hat sich gelohnt, beim Überfahren der Ziellinie empfingen uns Dagi und Diana mit einer Sektdusche, wir haben Tagesplatz 22 gemacht und uns im Mastersranking in die Top 40 katapultiert. Das hätten wir uns im Traum nicht ausgemalt.
Sofort konnten wir unser Finisher-Trikot in Empfang nehmen, legendäres Zielfoto schießen und ab da war nur noch feiern angesagt. Noch mehr gefreut haben wir uns, dass Bernd und Henning heute Platz 35 in ihrer Klasse gefahren sind. Wir haben unser Ziel erreicht: alle heil und unversehrt im Ziel angekommen.

 

 

Statemant Mike:

Der letzte Tag stand unter dem Motto: „Was jetzt noch drin ist, muss raus!“ Das Profil der Etappe änderte sich einen Tag vorm Start noch von 129km/1909hm auf 100km/2300hm. Das tat der Motivation aber keinen Abbruch. Bei bestem Wetter und endlich nur „Sommerklamotten“ lief es dann echt bombig. Den ersten und längsten Anstieg flogen wir förmlich hinauf, füllten oben nur ganz kurz die Flaschen (bei der TA läuft des per Gießkanne: blau = Wasser, gelb = Iso) und schon ging´s wieder bergab. Die Ankündigungen des Rennleiters zu den Gefahren bestätigten sich schon bald. Kurz hinter einer Rechtskurve stand ein Rettungswagen und versorgte einen hinter die Leitplanke gestürzten Fahrer. Wir kamen glücklicherweise ohne Zwischenfälle in den Abfahrten davon. Doch vielen anderen Fahrern ging es leider anders. Die enge verwinkelte Streckenführung glich einer Achterbahnfahrt und machte zwar echt Spaß, aber Kuhgitter und schlechter Straßenbelag sorgten für jede Menge platte Reifen und Stürze. An der zweiten Verpflegung fuhren wir dieses Mal vorbei und nahmen den letzten längeren Anstieg in einer kleinen Gruppe in Angriff. Kurz vor dem Pass mussten wir schon ordentlich beißen und retteten uns noch mit Ach und Krach in die Abfahrt. Starker Gegenwind und schwindende Körner sorgten dann dafür, dass wir die Gruppe ziehen lassen und unser eigenes Tempo anschlagen mussten. Also war wieder Team
Zeitfahrmodus angesagt! Die Abfahrt nach Arco hielt dann schon einige schöne Ausblicke bereit, die man außerhalb des Rennmodus sicherlich auch mal fotografiert hätte. Glücklich und zufrieden kamen wir dann nach 03h47min ins Ziel, wo wir von unseren beiden Damen mit einer Sektdusche begrüßt wurden!

Es war ein Mega-Event, noch nie sind wir so viel im Regen und bei Sauwetter gefahren, wie in dieser Woche. Unser Support-Team Dagi und Diana haben 300 Prozent dazu beigetragen, dass wir 100 Prozent durchgehalten haben. Die Motivation und der Zuspruch aus der Heimat gab uns den Schub, und sportlich sind wir im Resultat so weit nach vorne geschossen, wie wir es uns niemals erträumt hätten. Sicher ist auch, es war nicht die letzte Transalp. Wir haben viel erlebt, viele neue tolle Menschen kennengelernt. Servus.“

Und zu guter Letzt, schaffen wir es noch mit der emotionalsten Szene in den aktuellen Trialer der Transalp 2017, guck selbst (2.08)

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